Dienstag, 1. Februar 2011

Schweigen


Nicht nur still werden und den Lärm abschalten, 
der mich umgibt. 
Nicht nur entspannen und die Nerven ruhig 
werden lassen.
Das ist nur Ruhe. 
Schweigen ist mehr. 
Schweigen heißt: mich loslassen 
nur einen winzigen Augenblick verzichten 
auf mich selbst 

auf meine Wünsche 
auf meine Pläne 
auf meine Sympathien und Abneigungen 
auf meine Schmerzen und meine Freuden
auf alles, was ich von mir denke
und was ich von anderen halte 
auf alle Verdienste auf alle Taten. 
Verzichten auch auf das, 
was ich nicht getan habe, 
auf meine Schuld - und auch auf alle Schuld
der anderen an mir, 
auf alles, was in mir Unheil ist. 
Verzichten auf mich selbst. 
Nur ein Augenblick DU sagen 
und Gott da sein lassen. 
Nur einen Augenblick sich lieben lassen 
ohne Vorbehalt ohne Zögern bedingungslos
und ohne auszuschließen, 
daß ich nachher brenne. 
Das ist Schweigen vor Gott. 

Dann ist im Schweigen 
Stille und Reden 
Handeln und Leiden 
Hoffen und Lieben zugleich. 
Dann ist Schweigen: Empfangen. 

Auf dieses Schweigen weiss ich keine Antwort als:
neues Schweigen, 
weil Gott größer ist, 
weil jede versuchte Antwort zu klein gerät. 

Und doch habe ich keine Angst 
zu reden und zu handeln, 
weil das Schweigen eines Augenblicks 
vor Gott 
und mit Gott 
und in Gott 
die lauten Stunden erlöst. 

(Annette, 20 Jahre, Schweige-Wiese Taizé, 12.10.1977)

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