Sonntag, 10. April 2011

Andachtsübung - letzter Tag

Wenn du diese Andachtsübung mit großer Treue innehältst, wirst du in der Zeit eines Monats dem Heiland mehr Ehre erweisen, als durch irgend eine andere Übung in mehreren Jahren, mag sie auch größere Opfer von dir fordern und mit Schwierigkeiten aller Art verbunden sein. Folgende Gründe mögen dich davon überzeugen:

1. Wenn du deine Handlungen durch die allerseligste Jungfrau verrichtest, wie es diese Andacht lehrt, so verzichtest du auf deine eigenen, wenn auch noch so guten Absichten und Wünsche, um dich sozusagen ganz in den ihrigen zu verlieren, mögen sie dir auch völlig unbekannt bleiben. Dadurch erhältst du Anteil an den erhabensten Absichten Mariæ, die schon auf Erden so rein waren, dass Gott durch die geringste ihrer Handlungen, z.B. durch das Drehen der Spindel oder durch einen Nadelstich, mehr Ehre erwies, als ein hl. Laurentius durch seine grausamen Martern auf glühendem Rost, und sogar mehr als alle Heiligen durch ihre heldenmütigsten Tugendakte. Die allerseligste Jungfrau hat dadurch während ihres Erdenwallens eine unaussprechliche Fülle von Gnaden und Verdiensten erworben, sodass man eher die Sterne am Himmel, die Tropfen im Meere, oder die Sandkörner an seinem Gestade zählen könnte, als ihre Verdienste und Gnaden. Ja, Maria hat Gott mehr Ehre erwiesen als alle Engel und Heiligen ihm je erwiesen haben und ihm auch in alle Zukunft erweisen werden. O welches Wunder bist du, Maria! Daher vermagst du auch Wunder der Gnade hervorzubringen in den Seelen, die den Willen haben, sich ganz in dir zu verlieren.

2. Weil eine treue Seele durch diese Andachtsübung ihr eigenes Denken und Können verachtet, vielmehr, um sich Jesus zu nähern und mit ihm zu reden, ihre Stütze und ihr Wohlgefallen nur in den Gesinnungen Mariæ sucht, so übt sie die Demut in viel höherem Grade, als jene Seelen, die aus sich selbst handeln und sich unwillkürlich auf ihre eigenen Anlagen stützen. Daher verherrlicht auch eine solche Seele auf viel höhere Weise den lieben Gott, der nur durch die Demütigen und die Armen im Geiste vollkommen verherrlicht wird.

3. Die allerseligste Jungfrau nimmt ferner in ihrer großen Liebe das Geschenk unserer Handlungen gern in ihre jungfräulichen Hände und verleiht ihnen dann bewunderungswürdige Schönheit und herrlichsten Glanz. So bietet sie diese selbst ihrem göttlichen Sohne Jesus Christus an, wodurch unser Herr gewiss mehr geehrt wird, als wenn wir sie ihm unmittelbar mit unseren sündhaften Händen darbieten würden.

4. Du denkst schließlich niemals an Maria, ohne dass sie statt deiner an Gott denkt, niemals lobst und ehrst du Maria, ohne dass sie dasselbe Gott gegenüber tut. Maria steht in innigster Beziehung zu Gott, ja ich möchte sie fast die Beziehung Gottes selbst nennen. Sie existiert überhaupt nur in Beziehung auf Gott, ist gleichsam das Echo Gottes, aus dem nur Gott klingt und widerhallt. Wenn du „Maria“ sagst, sagt sie „Gott“. Die hl. Elisabeth lobte Maria und pries sie selig, weil sie geglaubt hatte. Aus dem getreuen Echo Gottes hallte es wider: „Magnificat anima mea Dominum“ - „hoch preist meine Seele den Herrn“.

Was Maria bei dieser Gelegenheit getan hat, das tut sie immer: wenn man sie lobt, liebt, verehrt oder ihr etwas schenkt, so wird Gott gelobt, geliebt und verherrlicht, so wird Gott etwas geschenkt durch und in Maria.

Hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort (1673-1716)

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