Freitag, 26. August 2011

Die leibhaftige Kirche

Es gibt das 'Erwachen der Kirche' in den Seelen. Es gibt auch das 'Sterben der Kirche' in den Seelen. Wir erleben es rund um uns, mitten unter uns, selten als plötzlichen Zusammenbruch unter dem Blitzschlag einer Katastrophe,...sondern als das langsame, schleichende, unmerkliche Sterben an Erkältung und Verarmung, an geistlicher Unterernährung und Verhärtung.
Das schleppt sich dahin, bis die Kirche ihnen nur mehr als ein Äußerliches und Fremdes drückend, fordernd, herausfordernd gegenübersteht, nur mehr als Organisation, Zwang, Machtgebilde -auch dort, und das ist wichtig, wo sich noch kein Zweifel an ihrer Lehre erhoben hat.
 
Und in wievielen Geistern kommt es weder zum Erwachen noch zum Absterben, sondern 'Kirche' ist und bleibt das unverstandene, durch die Taufe 'zufällig' auferlegte Joch, das aus Gewohnheit weitergeschleppt oder eines Tages 'erloren' wird, ohne jemals innerlich bejaht zu werden...

...der Gläubige hat in solcher Begegnung...die Nöte und Schwierigkeiten jener Verwirrten und Angefochtenen zunächst zu hören, aufzunehmen, ernst zu nehmen, auszusprechen und zu vertreten: nicht zuerst aus pädagogischen, gar aus taktischen Überlegungen, sondern aus Verpflichtung brüderlicher Liebe, welche das fremde Anliegen als das eigene erkennt. Wer soll denn 'die anderen' verstehen, wenn nicht wir? Etwa die Schadenfrohen, die Hämischen, alle, die Überläufer brauchen, alle, denen am Sterben des Glaubens gelegen ist? Zu wem gehören die Verstörten, wenn nicht zu uns? Wer soll 'schwach werden, wenn sie schwach werden', wenn nicht wir? Wer soll' brennen, wenn sie Ärgernis erleiden', wenn nicht wir?

(aus dem Vorwort, von Ida Friederike Görres, 'Die leibhaftige Kirche')
Bin gespannt auf den Rest :)

1 Kommentar:

Johannes hat gesagt…

Da kannst Du sehr freudig gespannt sein! Die Görres war eine von den wirklich Großen!