Mittwoch, 19. Januar 2011

Das Fest der Narren




 Christus, der Narr - König der Juden
Roland Peter Litzenburger


Das Wort vom „Narren" hat ganz unterschiedliche Bedeutung -
je nachdem aus welcher Perspektive man es betrachtet.
Das Lukasevangelium  nennt denjenigen einen „Narren", „der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist". An seine Adresse wird gesagt: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?"
(Lk. 12, 16-21).
In eine ähnliche Richtung geht ein Wort Jesu über die „Reichen", das Lukas in der „Feldpredigt" überliefert: „Weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten."
(Lk. 6, 24). 
Das Lukasevangelium knüpft mit solchen Worten an die Überlieferung des Ersten Testamentes an. Als Beispiel sei der Prophet Jeremia zitiert:
„Wie ein Rebhuhn, das ausbrütet, was es nicht gelegt hat, so ist ein Mensch, der Reichtum durch Unrecht erwirbt. In der Mitte seiner Tage muß er ihn verlassen, und am Ende steht er als Narr da." (Jer. 17, 11).
 
Ganz anders braucht der Künstler Roland P. Litzenburger das Wort vom „Narren":
 
„Christus der Narr - König der Juden".
Er knüpft damit an die Passionsgeschichte der Evangelien an, in der berichtet wird, die Soldaten hätten Jesus, den Christus, zum „Narren" gemacht: „Sie flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich vor ihn hin und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht." (Joh. 19, 2-3). In den Augen der „Welt" ist dieser Christus ein Narr, weil seine Botschaft und sein Leben den Wertvorstellungen dieser Welt diametral entgegenstehen. Er ist fürwahr ein König. Aber sein Königtum ist nicht von dieser Welt. (Joh. 18, 36). Das „Grundgesetz" seines Königtums findet seinen Ausdruck z.B. in der Feldpredigt des Lukasevangeliums, die in den Augen aller „Realpolitiker" dieser Welt auch heute „närrisch" erscheint. So gesehen ist jedoch jeder Christ in der Nachfolge Jesu ein „Narr".

Und der „Narr" im Karneval?

Eine Faschingspredigt gibt Auskunft:
Da schreibt Kohelet sehr gescheit:
"Alles im Leben hat seine Zeit,
die Zeit für das Geborenwerden,
die Zeit zum Abschied von der Erden.
Die Zeit, und die verschont wohl keinen,
die Stunden voller Not und Weinen.
Wie es sie gibt zum Schlafen, Wachen
gibt es sie auch zum Tanz und Lachen.
Die Zeit in Hektik und zum Rasten,
zum Schlemmen und zum feste Fasten.
Wer diesen Wechsel achtet, hält,
schafft eine Ordnung in der Welt.
Von daher kommt der Feste Grund,
wer so lebt, der lebt ganz gesund.

 
Und noch eine andere Deutung:
Der Narr will nicht nur Späße treiben, 
er muß, um wirklich Narr zu bleiben,
sowohl den Jungen wie den Alten
den Spiegel vor die Augen halten,
damit sie alle, Greis und Kind,
begreifen, wie sie wirklich sind.

mehr? 

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Kohelet-Predigt gefällt mir. Zeitgemäße Exegese, gut umgesetzt! Es grüßt närrisch: JoBo

Lauda Sion hat gesagt…

Leider nicht mein Verdienst, siehe link (unten),aber die Kohelet Stelle gefällt mir auch sehr gut, neben der Schlussdeutung