Nichts wirklich Neues, nur durch einen Briefwechsel und Gespräche letzte Woche, wieder bewusst geworden, der pädagogische Aspekt:
Eine ehemal. Arbeitskollegin (Mitte/Ende 50), Sozialpädagin, erzählte mir mal, wie die Zustände für ihre Eltern waren (er kath. sie evang.) und auch wie sie Kirche als Kind erlebt hatte. Ziemlich schrecklich, was zur Folge hatte, dass sie gar nichts mehr von kath.Kirche wissen will, bzw. nichts Gutes darin erkennt und eben auch keine besonders gute Beziehung zu Gott pflegt. (Nicht an den Sakramenten teilnimmt und für alle vermeintlich guten weltl. Vorstellungen offen ist)
In den letzten 40 Jahren hat sich die Kirche (so sehe ich das) in die entgegengesetzte Richtung , nicht nur bewegt sondern spontan versetzt. Überspitzt formuliert: Das Bild, das früher gezeichnet wurde von einem authoritären, strafenden Richter Gott wurde einfach ins Gegenteil, zu einem antiauthoritären, liebenden Kuschel -Kumpel -Papa gewandelt.
Die antiauthoritäre Auffassung von Erziehung, die klar in der 68 Kultur wurzelt, hat somit auch die Kirche geprägt,bestimmt in guter Absicht.Und ich verurteile auch niemanden, der sein Bestes, nach bestem Wissen und Gewissen gibt, nur Gott ist weder NUR der eine als auch NUR der andere, er ist wesentlich Komplexer und jetzt /HEUTE ist es mMn an der Zeit zu reflektieren und sich zusammenzusetzen und zu überlegen wie man wieder zueinander finden kann, sich ergänzend (wie in einer guten Ehe) statt die Gräben immer tiefer zu ziehen. Das ist jedenfalls meine Hoffnung für den gerade gestarteten Dialogprozess.
Heutzutage weiß man übrigens, dass so ein antiauthortärer Erziehungsstil z.B. zu mehr Egoismus und schlechterer Gruppenintegrität führt.. Ich habe mir erlaubt dazu etwas zu kopieren:
Soziales Zusammenleben in der Gruppe, Gemeinschaft, Gesellschaft stützt sich auf ein paar Grundsatzregeln und Umstände.
Die Kreativität, Spontanität und das partizipative Vorgehen bei der Erörterung, Analyse und Lösung von Problemstellungen ist zwar für den Einzelnen und dessen Persönlichkeitsentwicklung sehr förderlich.
Aus Sicht der Gruppe ist dies jedoch oftmals konträr und wenig effizient und läuft der gruppen- / gesellschaftsinternen Struktur oft zuwider, denn diese Strukturen weisen meist hierarchische Züge auf.
Mit antiautoritärer Erziehung werden die Prioritäten bei der Persönlichkeitsentwicklung gesetzt, nicht bei der Problemlösung. Warum? Autorität setzt Grenzen, Prioritäten, welche den Einzelinteressen oft zuwider laufen.
Ich bin der Meinung, dass Gruppen und Gesellschaften sich ihre Prioritäten bezüglich dem Wohl der Gruppe setzen sollten. Das erfordert sehr wohl intelligentes Abwägen von Einzel- und Partikularinteressen, aber letztlich sind die Prioritäten gruppenbezogen.
Natürlich entwickeln sich antiautoritär erzogene Menschen zu hervorragenden Problemlösern für die Gesellschaft. Das stelle ich nich in Abrede!
Aber an dieser Stelle zerfällt's wohl oft: Mit der antiautoritären Darstellung von Weltbildern werden falsche Prioritäten vermittelt, denn das Kind kann zwischen IHM geltenden Prioritäten und DER GRUPPE geltenden Prioritäten nicht unterscheiden. Es bezieht alle Werte ausschliesslich auf SICH, denn es hat noch keine gruppenbezogenen Sichtweisen entwickeln können (kann es auch nicht, denn es steckt in anderen Entwicklungsstufen).
M.M.n. kann man dies beim näheren Kennenlernen von antiautoritär erzogenen jungen Erwachsenen leicht feststellen: Sie zeigen sehr oft egoistische Züge, stellen ihre Einzelperspektive als Gesamtbild dar etc.
Die Probleme mit/in der katholischen Kirche HEUTE sind weniger durch diejenigen, die alles so haben wollen wie vor 100 Jahren, die 'Reaktionären', das sind wenige. Mein Eindruck von dem Großteil der kath. Blogger hier ist, dass sie berechtigte Kritik an manchen Misständen, klar aus ihrer Sicht, üben, der eine oder andere manchmal im Eifer des Gefechts diese etwas unpassend rüber bringt, denen aber durchaus bewusst ist, dass es so, wie es vorher in der Kirche mal war, also ZU autoritär, nicht mehr zugehen sollte. (Behaupte ich jetzt einfach mal so)
Von daher denke ich, dass das gegenseitige Vorverurteilen/ in entsprechende Schubladen stecken, ohne den anderen zu Wort kommen zu lassen/ die Möglichkeit geben die Dinge richtigzustellen (und das sehe ich übrigens in beiden Lagern, da braucht mMn niemand mit dem Finger auf den anderen zu zeigen) der Einheit und der geforderten Nächstenliebe weder besonders christlich noch Kennzeichen irgendeiner Reife ist.
Nur um es mal gesagt zu haben, also nicht um irgend jemanden persönlich anzugreifen.
Hier noch (was Kopiertes) zum authoritären Erziehungsstil:
Eine Gefahr besteht darin, dass die Kinder auch im weiteren Leben von den Anweisungen und Entscheidungen anderer abhängig sind und dadurch unselbständig und unterwürfig bleiben. Damit verbunden sind häufig ein sehr geringes Selbstbewusstsein (bis hin zur Versagensangst) und mangelndes Vertrauen in die Mitmenschen (trotz der Abhängigkeit). Wenn die Meinungen und Bedürfnisse von Kindern innerhalb der Familie nicht angehört oder ausreichend berücksichtigt werden, haben die Betroffenen auch später große Probleme damit, Konflikte auszutragen beziehungsweise sich in Konflikten zu behaupten.
Andererseits besteht die Möglichkeit, dass autoritär erzogene Kinder starke Aggressionen entwickeln und später dazu neigen, gegen jedwede Form der Autorität zu rebellieren. Dabei treten sie mitunter selbst sehr autoritär auf, denn Menschen, die sich niemandem unterordnen wollen, verlangen häufig im Gegenzug, dass man sich ihnen unterordnet.
Das Gleiche verlangen jene, die das autoritäre Verhalten ihrer Eltern unreflektiert übernehmen. Bei solchen Menschen besteht auch eine Tendenz zu egozentrischem Sprachgebrauch, den sie von ihren Eltern übernommen haben. Worte wie „ich“, „mir“, „mein“ und „mich“ bestimmen dann die Rede der Betreffenden.
Typisch für autoritär Erzogene ist auch das Denken in Hierarchien. Das gilt sowohl für die Menschen, die sich strikt gegen Autoritäten verwehren, als auch für diejenigen, die sich selbst gern unterordnen. In beiden Fällen wird der Wert eines Menschen häufig unter dem Gesichtspunkt von Herkunft, Rang oder Position bestimmt – einmal im positiven Sinne und einmal im negativen.
Wenn Kinder sehr wenig Freiraum haben und statt Zuspruch eher Anweisungen und Kritik von ihren Eltern bekommen, behindert dies die kreative Entfaltung der Kinder. Der mangelnde Austausch zwischen Eltern und Kind kann sich außerdem nachteilig auf die sprachlichen beziehungsweise kommunikativen Fähigkeiten des Kindes auswirken. Im Extremfall kann es bei autoritär erzogenen Kindern sogar zu ernsten psychischen Erkrankungen kommen – wie zum Beispiel Zwangsstörungen, Paranoia oder Sadismus.
Trotz alledem ist eine gewisse Einübung in autoritäres Verhalten nicht grundsätzlich zu verurteilen. Und das nicht nur, weil man es im alltäglichen Leben immer wieder mit autoritären Personen und Strukturen zu tun haben wird (beispielsweise im Beruf), sondern weil es in bestimmten Situationen einfach sinnvoll und notwendig ist, autoritär aufzutreten – natürlich unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit. So wäre es zum Beispiel wirklichkeitsfremd, wollte man eine Armee mit demokratischen Prinzipien führen (was auch immer man über die Armee im Allgemeinen denken mag).
3 Kommentare:
"Mein Eindruck z.B. von dem großteil der kath. Blogger hier ist, dass sie berechtigte Kritik an manchen Misständen, klar aus ihrer Sicht, üben, der eine oder andere manchmal im Eifer des Gefechts diese etwas unpassend rüber bringt, denen aber durchaus bewusst ist, dass es so, wie es vorher in der Kirche mal war, also ZU autoritär, nicht mehr zugehen sollte. (Behaupte ich jetzt einfach mal so)" Behaupte ich mit! Danke!
;)
Behaupte ich ebenfalls mit :-)
Und denke, das dass auch zur Kenntnis genommen wird, spätestens in der Generation Facebook.
Pardon: In der Generation Benedikt, natürlich!
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