Sonntag, 17. Februar 2013

Der Lebensweg des hl. Ignatius von Loyola


Einleitung
Es war immer schon die Sehnsucht der Menschen, ein authentisches Leben zu führen. Diese
Sehnsucht ist um so stärker, je mehr sie sich fremden Kräften ausgeliefert fühlen: Mode,
Geschmack, Beurteilungen, Bedürfnissen. Immerfort begleitet sie die Sehnsucht nach einer
Antwort auf die Fragen: Woher komme ich, wo stehe ich, was will ich für mein Leben?
Unsere Welt hält wie in einem Großkaufhaus viele lockende Erlebnisse, weltanschauliche
Angebote, Lebensversuche und -versuchungen bereit. So machen sich oft junge Menschen
auf, vieles auszuprobieren, um resigniert festzustellen: Ich habe vieles gesehen und nichts
gefunden. In diesem Lebensbild gehen wir den Weg eines Menschen nach, der im Vertrauen
auf Gott seine Berufung suchte.



Träume
Am Beginn des 16. Jahrhunderts finden wir den baskischen Edelmann Iñigo de Loyola, der
ein intensives und bewegtes Leben führte und den nach einer schweren Verwundung auf dem
Krankenlager ähnliche Gefühle beschlichen haben mögen: er hat vieles ausprobiert, nichts
gefunden, was ihn befriedigt hätte. Er träumte von großen Abenteuern, von der Liebe zu einer
hochstehenden Frau, von Kämpfen und Siegen und von großem Ruhm.


Die Träume wiederholten sich und der Mittelpunkt blieb immer der Träumende selbst. Um neue
Anregungen zu erhalten, verlangte er nach Büchern. Doch seine fromme Schwägerin auf
Schloss Loyola hatte nur zwei: eine große Sammlung von Heiligenlegenden und die
Beschreibung des Lebens Jesu des Kartäusers Ludolf von Sachsen. So griff er zu ihnen und
las Heiligenlegenden. Da geschah es, dass die Lektüre des Lebens der Heiligen - des hl.
Franziskus von Assisi und des hl. Dominikus, des großen Ignatius der Urkirche - bei ihm eine
neue, tiefer liegende Sehnsucht weckte. Er entdeckte, dass diese Geschichten etwas mit
seinem Suchen zu tun hatten. Sie veränderten seine Träume. Er spürte, dass bei diesen
Gestalten das ferne Echo einer Antwort auf seine Frage leise aufklang: 


Was sollte ich für Gott tun? Er begann die Worte Jesu und der Heiligen abzuschreiben, die Geschichten
nachzuträumen und mit seinem Leben zu verbinden. Lange hing er diesen Träumen nach. Da
machte er eine Entdeckung. Wenn er wieder jenen anderen Träumen von Leidenschaften, von
Kämpfen und Siegen nachhing, blieb er unbefriedigt. Er verspürte, dass er immer nur sich
selbst bespiegelte. Wenn er sich aber den Gedanken über die Nachfolge Jesu hingab, so
schien ihm, er würde in ein Land von Ruhe und Trost eintreten. Er wurde innerlich frei,
zufrieden und weit. Diesem Unterschied, den er in seinen Gefühlen feststellte, schenkte er
größere Aufmerksamkeit. Er überließ sich dieser Freude und dem daraus fließenden Trost. So
formte sich die Frage, was er - nun nicht mehr in den Wachträumen, sondern in seinem Leben
- für Christus tun sollte. Eine Idee begann Gestalt anzunehmen: Jesus nachzufolgen. Eine
Erfahrung begann wirksam zu werden: die Unterscheidung der Geister.


Aufbruch in die Armut
Zuerst wollte er bettelnd und in harter Armut die Welt durchwandern, um Buße zu tun und um
Gott zu gefallen. Er war offensichtlich schon zu dieser Zeit vom Gespür geleitet, dass jeder
Weg der Nachfolge und der Erneuerung des Lebens mit der Armut beginnt. Es kam ihm auch
die Idee, Kartäuser zu werden. Der Kartäuserorden war der strengste Orden der Kirche. Er
dachte eine Weile nach und entschied sich schließlich für eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. So
brach er von Loyola Ende Februar des Jahres 1522 in Begleitung seines Bruders auf und zog
zum Marienwallfahrtsort Aranzazú. Dort hielten sie eine Nachtwache, bei der der junge Pilger
Iñigo seinen neuen Weg unter den Schutz der Gottesmutter stellte. 


Am nächsten Tag zog er weiter, während sein Bruder wieder nach Loyola zurückkehrte. Dann führte ihn sein Weg an die Landesgrenze hin zu Navarrete. Dort entließ er die beiden Diener, die sein Bruder ihm als
Begleiter mitgegeben hatte, und zog allein weiter. Auf dem Weg kaufte er eine Kürbisflasche,
einen Wanderstock und ein Sackgewand: die Ausrüstung eines armen Pilgers. So gelangte er
an den Montserrat. Im berühmten Kloster verbrachte er einige geistliche Tage und erzählte
einem Benediktinermönch des Klosters in einer langen Beichte sein ganzes Leben. 


Wieder hielt er eine Nachtwache vor dem Gnadenbild vom Montserrat und legte dabei seinen Degen,
das Zeichen des Ritters, Maria zu Füßen. Vor der Abreise am nächsten Tag überließ er seinen
Esel dem Kloster, und bei seinem Aufbruch am frühen Morgen schenkte er seine schönen
Kleider einem Bettler und zog sein Pilgergewand an. Iñigo hat sich ganz arm gemacht. Alles,
was ihn und andere an seine Vergangenheit erinnerte, hatte er hinter sich gelassen.


Manresa: Schule Gottes
Inigo wollte sich auf dem Marsch nach Barcelona in Manresa, einem Städtchen am Weg, ein
wenig ausruhen. Manresa wurde für ihn zum Ort der Begegnung mit Gott und zur intensiven
Erfahrung seiner verwandelnden Liebe. Manresa wurde für ihn zur Schule Gottes, in der er
ihn die abgründige Kraft des Bösen, aber auch die befreiende Kraft der Liebe erfahren ließ. In
den neun Monaten in Manresa machte Iñigo jene Erfahrungen, die er im Exerzitienbüchlein
festhielt, um sie auch für andere Menschen fruchtbar zu machen. 


Am Ende dieser reichen Periode steht ein verwandelter Iñigo, der wusste, worum er bat, wenn er um tiefe innere Erkenntnis des Herrn betete, um ihn immer mehr zu lieben und ihm mehr nachzufolgen. Diese
Erfahrung machte ihn weit und offen für die je größere Ehre Gottes und für das Wohl der
Menschen. Sie machte ihn auch sensibel für die Wirkung der Sünde. So brach er nach
Jerusalem auf, aber auch zu einem Leben, das ihn Christus immer ähnlicher machen würde.
Immer wieder stand er auf seinem Weg vor der Frage: Wo geht der Weg weiter? Und immer
wieder begann er zu beten und nachzudenken, was Gott von ihm wollte. Dann entschied er.
Gott aber segnete seinen Weg.


Jerusalem: Vertrauen auf Gott allein
Er zog über Barcelona nach Rom und weiter nach Venedig, wo er sich nach manchen
Abenteuern nach Jerusalem einschiffte. Die ganze Reise stand für Iñigo unter einem einzigen
Leitmotiv: der Einübung des Vertrauens auf Gott allein. Er machte die Erfahrung, dass Gott in
allem für ihn sorgt. So gelangte Iñigo an sein Ziel, Jerusalem. In ihm reifte die Überzeugung,
dass dies nun der Ort seines weiteren Lebens sein würde. Vielleicht dachte er im Geheimen
daran, neben der unaufhörlichen Betrachtung des Lebens Jesu in Palästina auch den "Seelen
zu helfen". Das hätte für ihn gewiss bedeutet, Moslems für Christus zu gewinnen. Seinem
Plan aber bereitete der Provinzial der Franziskaner ein jähes Ende. Er trug im Auftrag des
Papstes die Verantwortung über die Christen im Heiligen Land und über die heiligen Stätten.
Was sollte er mit diesem baskischen religiösen Romantiker anfangen? Er schickte ihn zurück.
Die Erfahrung im Heiligen Land stellte Iñigo vor ein neues Problem, über das er bei der
Rückfahrt nachzudenken und zu entscheiden hatte.


Studium, um den Seelen zu helfen
Um Seelsorge betreiben zu können, musste er auch die wissenschaftliche und rechtliche
Kompetenz dafür erwerben. So begab er sich nach seiner Ankunft in Venedig auf einen
langen und dornigen Weg der Ausbildung. Er begann sie in Barcelona, setzte sie in Alcalá,
Salamanca und Paris fort und schloss sie in Venedig 1537 ab. In dieser Zeit versuchte er,
Menschen für Christus zu gewinnen, indem er ihnen die Exerzitien gab und mit ihnen den
kostbaren Schatz teilte, den ihm Gott in Manresa geschenkt hatte. Sie waren aber als
Seelsorgsmethode neu und ungewohnt. Seine langen Gespräche mit anderen, besonders
Frauen, und die Tatsache, dass diese alsbald ihr Leben radikal änderten, weckte den Argwohn
der Inquisition. Die Inquisitoren prüften seine Ansichten und Aufzeichnungen, fanden sie aber
dem Glauben entsprechend. Trotzdem verboten sie ihm, vor Abschluss der Studien
apostolisch tätig zu sein.


Paris: Freunde im Herrn
In der Zeit in Paris gelang es ihm, nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, den
Freundeskreis zu sammeln, der ihm die Treue hielt und mit dem zusammen er die
Gesellschaft Jesu gründete: den Kreis der ersten Gefährten. Zu ihnen zählte Francisco de
Javier (Franz Xaver), ein sportlicher Edelmann aus Navarra und Dozent an der Sorbonne. Er
widersetzte sich lange den Bekehrungsversuchen und Einladungen des schon älteren
Studienanfängers Iñigo. Von ihm hat Ignatius später gesagt, er sei der zäheste Teig gewesen,
den ihm Gott je zum Kneten gegeben habe. Er wurde zum großen Apostel Asiens. 


Zum Kreis gehörte auch Peter Faber aus Villaret in Savoyen, der erste Priester unter ihnen. Dieser
sensible, depressiv veranlagte Mann ist eng mit der Reform der Kirche Deutschlands
verbunden. Er gewann Petrus Canisius für den jungen Orden. Zum Kreis stieß auch der
intelligente Diego Laynez aus Almazán. Er stammte aus einer alten jüdischen Familie in
Spanien. Laynez hatte Iñigo schon in Alcalá kennen gelernt und war ihm nach Paris
nachgezogen. Er wurde später Nachfolger des Ignatius als Generaloberer der Gesellschaft
Jesu. Mit Laynez kam der sehr junge Alonso Salmeron aus Toledo. Zum Kreis gehörten
schließlich noch der fromme und eifrige Kastilier Nicolás Bobadilla, das enfant terrible der
Gruppe, sowie der Portugiese Simon Rodrigues.


Das Gelübde von Montmartre: In Armut das Evangelium verkünden
In ihnen wuchs die Sehnsucht, sich ganz Christus anzuschließen und ihm ähnlich zu werden.
In geduldiger geistlicher Führung bereitete Iñigo die Gruppe für die Exerzitien vor und gab
sie ihnen der Reihe nach. So wuchsen sie zusammen in einer tiefen geistlichen Freundschaft,
geeint im Willen, für Christus aufzubrechen, um in seinem Weinberg tätig zu werden. Sie
wollten sich senden lassen, um unterwegs die Botschaft des Herrn zu verkünden und in der
Liebe zu Christus für die Menschen tätig zu sein. Das drückt Franz Xaver in einem herrlichen
Wort aus: "Wollen wir unseren Beruf in diesem Leben recht erfüllen, so müssen wir Pilger
sein, bereit, allezeit dorthin aufzubrechen, wo wir Gott, unserem Herrn, den größeren Dienst
darbringen können."


Den ersten Ausdruck fand die Bereitschaft zum Aufbruch in einem Gelübde, das sie auf dem
Montmartre bei Paris am 15. August 1534 ablegten. Es beinhaltet, dass sie nach Beendigung
ihrer Studien alles verschenken, von Paris aufbrechen, nach Jerusalem ziehen und dort auch
tätig sein wollten. Falls sich aber dieser Plan innerhalb eines Jahres nicht durchführen lassen
sollte, wollten sie sich dem Papst anbieten, um sich von ihm dorthin senden zu lassen, wo sie
zur größeren Ehre Gottes und zum Dienst der Kirche wirken könnten.


Nach Beendigung der Studien - es war der Spätherbst des Jahres 1536 - zogen sie in einer
abenteuerlichen Winterreise über Lothringen, die Schweiz nach Venedig, wo sie am 8. Jänner
1537 ankamen. Dort erwartete sie schon Iñigo, der nach dem Gelübde am Montmartre 1534 in
seine Heimat aufgebrochen war. 1535 nach Venedig gekommen, hatte er dort sein
Theologiestudium abgeschlossen. Sogleich verteilten sie sich auf die Spitäler der Stadt
Venedig, um den Kranken zu helfen.

Am Beginn der Fastenzeit zogen die Gefährten nach Rom, um die Erlaubnis und den Segen
des Papstes für die Pilgerreise ins Heilige Land zu erbitten. Sie wurden am päpstlichen Hof
mit äußerster Zuvorkommenheit aufgenommen und bekamen nicht nur den Segen und die
Erlaubnis des Papstes zur Überfahrt nach Jerusalem, sondern auch die Erlaubnis, sich zu
Priestern weihen zu lassen.


Nach der Weihe verteilten sie sich über einige der nahe um Venedig liegenden Städte, um bei
einer sich bietenden Gelegenheit für eine Überfahrt zur Stelle zu sein. In der Zwischenzeit
wollten sie in großer Zurückgezogenheit nochmals die Geistlichen Übungen machen. Sie
lebten in verlassenen Häusern und ernährten sich von erbettelten Almosen. In bescheidenem
Ausmaß begannen sie auch auf den Plätzen der Städte zu predigen, indem sie ihre Hüte
hochwarfen und die Leute anlockten. In ihrem spanischen Italienisch sprachen sie zu den
Menschen über Christus. Gegen Ende des Sommers versammelten sie sich bei Iñigo, Peter
Faber und Laynez, die in einem halbverfallenen Klösterchen in Vivarolo bei Vicenza lebten.


Sie wollten gemeinsam beraten, was sie weiter tun sollten. An eine Überfahrt war für dieses
Jahr nicht mehr zu denken. So trafen sie drei wichtige Entscheidungen: Erstens legten sie fest,
wo sie sich während des Winter aufhalten und Seelsorgsarbeit leisten wollten. Sie verteilten
sich auf einer Linie von Venedig nach Rom. Ignatius (so nannte er sich mittlerweile), Laynez
und Faber traf es, nach Rom zu ziehen. Zweitens legten sie den Zeitpunkt fest, wann sie sich
in Rom wieder versammeln wollten, um die nächsten Schritte festzulegen. 


Die dritte Entscheidung betraf den Namen, den sich die Gemeinschaft geben wollte. Es war Ignatius und
den Gefährten klar, dass sie sich den Namen dessen beilegen wollten, dem sie zu dienen
begehrten: So nannten sie sich "Gesellschaft Jesu".


Rom: Von der compañia zur Compañia de Jesús
Nach den Beratungen gingen die Gefährten auseinander, in ihre Städte. Auf dem Weg nach
Rom wurde Ignatius in der Kirche von La Storta, einem kleinen Ort vor der Ewigen Stadt,
eine tiefe mystische Erfahrung geschenkt. Er sah im Gebet, wie Gott Vater dem Sohn
zugewandt sagte: "Ich will, dass du diesen zu deinem Diener nimmst." Und Jesus wandte sich
zu Ignatius mit den Worten: "Ich will, dass du uns dienst." Ignatius erzählte die Vision Faber
und Laynez. Die Gefährten betrachteten sie als Gottes Bestätigung ihres bisherigen und
zukünftigen Weges und ihres Namens. In Rom nahmen sie die Arbeit auf. Ignatius gab
verschiedenen Personen die Geistlichen Übungen, Peter Faber und Laynez hielten
Vorlesungen. 


Im Frühling des Jahres 1538 kamen alle Gefährten in Rom zusammen und im
Herbst desselben Jahres, so scheint es, boten sie sich dem Papst für alle Sendungen an. Die
Frist von einem Jahr, die sie sich für die Überfahrt nach Jerusalem gesetzt hatten, war längst
verstrichen. Die Gefährten waren Papst Paul III. nicht mehr unbekannt. Er soll zu ihnen
gesagt haben: "Rom ist euer Jerusalem!" Er machte von ihrem Angebot sogleich Gebrauch
und erteilte ihnen verschiedene Aufträge, die sie auseinander führten. So erhob sich die Frage:
Will Gott, dass die Gemeinschaft, in die er sie zusammengeführt hat, sich jetzt wieder auflöst,
oder will er durch sie der Kirche helfen? 


Die Gefährten begannen in der Fastenzeit 1539, da sie noch beisammen waren, eine ausführliche Beratung. Sie entschieden, dass sie als Gemeinschaft bestehen bleiben sollten. Sie sagten: "Wir wollen zu einem Leib werden und die einen sollen für die anderen Sorge tragen, dass keine noch so große Entfernung uns
voneinander trennen kann." Sie entschieden, einen aus der Gemeinschaft zum Oberen zu
wählen, der sich um die täglichen Angelegenheiten der Gemeinschaft kümmern sollte. Auch
ihm wollten sie gehorsam sein. Sie entschieden auch, den Namen "Gesellschaft Jesu"
beizubehalten und vom Papst bestätigen zu lassen. Alles aber stand unter der Bedingung, dass
der Papst zustimmt. Die Beratungen wurden am 24. Juni 1539 abgeschlossen. Eine Gruppe
um Ignatius setzte die Arbeit fort und unterbreitete Papst Paul III. 


Anfang September ein Grundsatzdokument in fünf Kapiteln, das er mündlich bestätigte. Auf die schriftliche
Bestätigung mussten Ignatius und die Gefährten noch ein ganzes Jahr warten. Die päpstlichen
Juristen hatten Schwierigkeiten mit dieser neuen Gemeinschaft, die ein Orden ohne
Chorgebet, ohne Kloster und ohne eigene Ordenstracht sein wollte. Die Straßen der Welt, hin
zu allen Menschen, sollten ihr Kloster sein. Mit Hilfe einflussreicher Persönlichkeiten und mit
viel Gebet erfolgte endlich die Ausfertigung der päpstlichen Bestätigungsbulle "Regimini
militantis ecclesiae" im September 1540, durch die die Gesellschaft Jesu kirchlich errichtet
wurde. Ein Jahr nach der Bestätigung des Ordens wurde Ignatius zum ersten Generaloberen
gewählt.


Der Pilger, der sich aufgemacht hatte, in einer armen Pilgertracht durch die Welt zu ziehen
und "den Seelen zu helfen", saß nun in Rom fest, wo er von seinem kleinen Haus aus die
schnell wachsende und sich auf allen Kontinenten ausbreitende junge Gesellschaft Jesu
leitete. Dieses Haus und das alte Kirchlein daneben hatte der Papst der Gesellschaft Jesu
übertragen. Es war der Gottesmutter vom Wege geweiht und trug den Namen "Santa Maria
della strada". Vom engen Zimmer seines Hauses aus ging er mit seiner Sorge und seinem
Gebet die Wege der Gefährten mit. 


Von hier aus schrieb er zahllose Briefe, durch die er die Gefährten informierte und durch die er ihnen Anweisungen für ihre Dienste gab. Hierher kamen die Briefe mit den Arbeitsberichten zurück und wurden sorgfältig von Ignatius und seinem Sekretär Polanco ausgewertet. Hier arbeitete Ignatius an den Satzungen für den Orden, die er 1550 in einer vorläufigen Fassung den zusammengerufenen Mitbrüdern vorlegte. Diese
Satzungen sind erwachsen aus mystischem Gebet und aus reflektierten Erfahrungen, in
systematischer Arbeit und in regelmäßigen Beratungen mit den Gefährten. Er hat sie wohl
bewusst nie abgeschlossen, da er die Satzungen nicht als feststehendes und unveränderbares
Gesetz verstand, sondern als Orientierungsbuch.


Tod und Vermächtnis
Ignatius hat in seinen letzten Jahren viel an Krankheiten gelitten. Nachdem die Gesellschaft
Jesu und die Exerzitien vom Papst bestätigt worden waren, glaubten die Gefährten, dass
Ignatius nicht mehr lange leben würde. So baten sie ihn, als Hilfe für sie selbst und für den
Orden, den Weg seines Lebens zu erzählen. Er tat es mit großem Zögern. Der Bericht erhielt
den Titel: "Bericht des Pilgers". Er beginnt mit seiner Verwundung in Pamplona im Mai 1521
und endet mit der Ankunft in Rom. Ignatius zeigt auf, wie Gott ihn geführt hat. Dieses kleine
Büchlein war lange Zeit vergessen. Heute ist es zu einem wichtigen Wegweiser für die
Mitglieder der Gesellschaft Jesu und für viele junge Menschen geworden, sich selbst der
Führung Gottes anzuvertrauen: ein wirkliches Vermächtnis an uns vom Pilger Ignatius, der in
den frühen Morgenstunden des 31. Juli 1556 still zu Gott heimgegangen ist.


Severin Leitner SJ

Keine Kommentare: