Nicht nur still werden und den Lärm abschalten,
der mich umgibt.
Nicht nur entspannen und die Nerven ruhig
werden lassen.
Das ist nur Ruhe.
Schweigen ist mehr.
Schweigen heißt: mich loslassen
nur einen winzigen Augenblick verzichten
auf mich selbst
auf meine Wünsche
auf meine Pläne
auf meine Sympathien und Abneigungen
auf meine Schmerzen und meine Freuden
auf alles, was ich von mir denke
und was ich von anderen halte
auf alle Verdienste auf alle Taten.
Verzichten auch auf das,
was ich nicht getan habe,
auf meine Schuld - und auch auf alle Schuld
der anderen an mir,
auf alles, was in mir Unheil ist.
Verzichten auf mich selbst.
Nur ein Augenblick DU sagen
und Gott da sein lassen.
Nur einen Augenblick sich lieben lassen
ohne Vorbehalt ohne Zögern bedingungslos
und ohne auszuschließen,
daß ich nachher brenne.
Das ist Schweigen vor Gott.
Dann ist im Schweigen
Stille und Reden
Handeln und Leiden
Hoffen und Lieben zugleich.
Dann ist Schweigen: Empfangen.
Auf dieses Schweigen weiss ich keine Antwort als:
neues Schweigen,
weil Gott größer ist,
weil jede versuchte Antwort zu klein gerät.
Und doch habe ich keine Angst
zu reden und zu handeln,
weil das Schweigen eines Augenblicks
vor Gott
und mit Gott
und in Gott
die lauten Stunden erlöst.
(Annette, 20 Jahre, Schweige-Wiese Taizé, 12.10.1977)
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