Donnerstag, 24. März 2011

Aus dem „Geheimnis Mariä" 2



Wer sich zu dieser Andacht entschließen will, muss zunächst einen bestimmten Tag dafür wählen, um sich freiwillig, ohne Zwang, aus Liebe, ganz und ohne Rückhalt der Mutter Gottes und durch sie dem Heilande zu schenken und zu opfern. Man weiht ihr nämlich seinen Leib und seine Seele, seine äußeren Güter, wie Haus, Familie und Einkünfte, seine inneren seelischen Güter, seine Verdienste, Gnaden und Genugtuungen.

Es ist zu beachten, dass man bei dieser Andacht das Teuerste, was die Seele besitzt, durch die Hände Mariä Jesus aufopfert. Nicht einmal in einem religiösen Orden wird dies verlangt, nämlich auf das Verfügungsrecht über den Wert seiner Gebete, Almosen, Abtötungen und Genugtuungswerke zu verzichten. Alle Rechte hierüber überlässt man bei dieser Andacht der allerseligsten Jungfrau, die alles nach ihrem Wohlgefallen zur größeren Ehre Gottes verwenden kann, die ihr am besten bekannt ist.

Man stellt ihr den ganzen genugtuenden und erlangenden Wert seiner guten Werke anheim, so dass man, auch ohne ein Gelübde zu machen, nach dieser Hingabe nicht mehr als Herr über das Gute schalten und walten kann, das man getan hat. Die allerseligste Jungfrau kann es nach ihrem Gutdünken einer armen Seele des Fegefeuers zuwenden, um sie zu trösten oder zu befreien, oder einem armen Sünder, um ihn zu bekehren usw.

Durch diese Andacht legt man ferner seine Verdienste in die Hände der Mutter Gottes, aber nur damit sie dieselben bewahre, vermehre und verschönere. Denn die Verdienste der heilig machenden Gnade und der Glorie können anderen nicht mitgeteilt werden. Nur die erlangenden und genugtuenden Werke unserer Gebete und guten Werke kann sie austeilen und zuwenden, wem sie will. Wenn wir nach erfolgter Weihe an die allerseligste Jungfrau einer armen Seele im Fegefeuer Erleichterung oder einem Sünder Bekehrung oder sonst jemandem von unseren Verwandten und Freunden durch unsere Gebete, Almosen, Abtötungen und Opfer Hilfe verschaffen wollen, müssen wir Maria demütig bitten und mit dem zufrieden sein, was sie beschließt. Wir können, auch wenn wir darüber in Unkenntnis bleiben, überzeugt sein, dass der Wert unserer guten Werke ganz sicher zur größeren Ehre Gottes verwendet wird, da ja dieselbe Hand darüber verfügt, deren sich selbst Gott zur Austeilung seiner Gnaden und Geschenke bedient.
 
Hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort (1673-1716)

Fortsetzung morgen

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