Samstag, 16. Juni 2012

Begegnungen 3

Im ICE fuhr ich 2 Stunden

Die erste habe ich gedöst und die Landschaft betrachtet und überlegt, ob ich den älteren Mann vor mir einfach ansprechen sollte oder nicht. Er hatte nämlich ein Buch über Neurochirurgie in der Hand gehabt und mich beschäftigte eine Frage, seitdem ich von einem Experiment (im Rahmen des Studiums) gelesen hatte.
Psychologie hat heutzutage so gut wie nichts mehr mit Psycholanalyse zu tun, welche nur ein Teilgebiet ist,  ein sehr überholtes. Neurologie hingegen spielt eine große Rolle.

Gut, ich fragte ihn dann bei nächstbester Gelegenheit, er fand die Frage sehr interessant, konnte sie aber nicht beantworten, da die Wissenschaft noch nicht so weit sei (vielleicht was für die Bachelorarbeit ^^ träumen kann ich ja schon mal)

Irgendwie passte es dann auch Gott zu erwähnen (wollte mal sehen, wie er darauf reagiert) und über den Glauben zu reden. Seine erste Frage war, ob Gott etwas Höheres, die Natur oder Person ist. Ich sagte für uns  Christen /Katholiken ist Gott Person, der sich mitteilt und offenbart. Und obwohl er offensichtlich nichts mit Gott/ Glauben am Hut hatte, hörte er aufmerksam zu, blieb höflich sogar ohne die Augen zu verdrehen o.ä. und erzählte dann u.a., dass gläubige  Menschen biologisch gesehen klar im Vorteil sind, nachweisbar.

Das Glaube als persönliche Ressource gesehen wird, wusste ich. Plötzlich fiel mir die ängstl. Frau wieder ein und ich erklärte ihm spontan, dass Glaube nicht nur bedeutet, dass es "mir" gut geht, sondern eben auch eine Verantwortung mit sich bringt. Ich erzählte ihm von der Frau und sagte, dass genau da der Unterschied ist, ohne Gott ist es hart und sehr gefährlich gegen das Unrecht in der Welt anzugehen (selbst für den "mächtigsten Mann" der Welt), durch Gott bekommen wir aber (neben Freude, Frieden etc.)
1. den nötigen Schutz (außer meine Zeit ist irgendwann gekommen, aber das fände ich dann auch nicht so schlimm) und 2.die nötige Kraft um durchzuhalten.

Glaube ist also keine Einbildung, sondern eine Kraft ausgehend von einem Gott der allmächtig ist und dessen  Schutz und Hilfe erfahrbar sind.

Was mich dann die letzte Woche über nachdenklich gemacht hat, war die Erinnerung daran, wie es sich anfühlt schutzlos, ohne Gott, unter dieser Welt zu leiden und nichts dagegen tun zu können. Ich dachte an die vielen Menschen, die deshalb nicht nach Gott fragen, die ihn nicht suchen, keine Grundlage von den Eltern haben auf die sie zurückgreifen können um in der Welt/im Leben zurechtzufinden und auf Menschen angewiesen sind, die ihnen die frohe Botschaft vermitteln, sich für sie einsetzen, sie aus dem Elend holen, ihnen Vorbild und Ebenbild Christi sind egal was das für Unannehmlichkeiten und Enttäuschungen das mit sich bringt (weil nicht jedem geholfen werden kann) und egal ob als Priester, Nonne, Hausfrau/-Mann, Küster oder Verwaltungsangestellter etc..

Aber es ist natürlich wesentlich reizvoller und angenehmer auf der Couch vor dem Pc zu sitzen und andere dabei zu kritisieren, wie sie Menschen versuchen aus dem Dreck ziehen bzw. dass sie es überhaupt tun.

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