Sonntag, 25. März 2012

Exertitien letzter Tag

Betrachtung um Liebe zu erlangen



Bemerkung: Zuerst ist es angebracht, auf zwei Dinge zu achten:
- Die Liebe muss mehr in die Werke, als in die Worte gelegt werden
- Die Liebe besteht in der Mitteilung von beiden Seiten, nämlich darin, dass der Liebende dem Geliebten gibt, was er hat oder kann; und genauso umgekehrt der Geliebte dem Liebenden. Wenn also der eine Wissen hat, es dem geben, der es nicht hat; wenn Ehren; wenn Reichtümer; und genauso gegenseitig.

Erste Hinführung

Zusammenstellung, die hier ist:
Sehen, wie ich vor Gott unserem Herrn stehe, vor den Engeln, vor den Heiligen, die für mich eintreten.

Die Zweite

Um das bitten, was ich will. Hier wird dies sein:
Um innere Erkenntnis von soviel empfangenem Guten bitten, damit ich, indem ich es gänzlich anerkenne, in allem seine göttliche Majestät lieben und ihr dienen kann.

Betrachtung

1. Die empfangenen Wohltaten von Schöpfung, Erlösung und besonderen Gaben ins Gedächtnis bringen, indem ich mit vielem Verlangen wäge, wieviel Gott unser Herr für mich getan hat und wieviel er mir von dem gegeben hat, was er hat, und wie weiterhin derselbe Herr mich mir nach seiner göttlichen Anordnung zu geben wünscht, so sehr er kann. Und hierauf mich auf mich selbst zurückbesinnen, indem ich mit viel Recht und Gerechtigkeit erwäge, was ich von meiner Seite seiner göttlichen Majestät anbieten und geben muss, nämlich all meine Dinge und mich selbst mit ihnen, wie einer, der mit viel Verlangen anbietet:

"Nehmt Herr, und empfangt meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, all mein Haben und mein Besitzen. Ihr habt es mir gegeben; euch, Herr, gebe ich es zurück. Alles ist euer, verfügt nach eurem ganzen Willen. Gebt mir eure Liebe und Gnade, denn diese genügt mir."

2. Schauen, wie Gott in den Geschöpfen wohnt:
- in den Elementen, indem er Sein gibt
- in den Pflanzen, indem er belebt
- in den Tieren, indem er wahrnehmen macht
- in den Menschen, indem er Verstehen gibt
und so in mir,
- indem er mir Sein gibt
- indem er beseelt
- indem er wahrnehmen macht  und
- indem er mich verstehen macht-
- ebenso, indem er einen Tempel aus mir macht, da ich nach dem Gleichnis und Bild seiner göttlichen Majestät geschaffen bin.

Darüber wiederum auf die Weise, die im ersten Punkt genannt wurde, oder auf eine andere, die ich als besser verspürte, mich auf mich selbst zurückbesinnen. Auf die gleiche Weise soll man es über jedem Punkt machen, der folgt.

3. Erwägen, wie Gott sich in allen geschaffenen Dingen auf dem Angesicht der Erde für mich müht und arbeitet, das heißt, sich der Weise eines Arbeitenden verhält. So etwa in den Himmeln, Elementen, Pflanzen, Früchten, Herden usw., indem er Sein gibt, erhält belebt und wahrnehmen macht usw. Danach mich auf mich selbst zurückbesinnen.

4. Schauen, wie alle Güter und Gaben von oben herabsteigen, etwa meine bemessene Macht von der höchsten und unendlichen von oben, und genauso Gerechtigkeit, Güte, Freundlichkeit, Barmherzigkeit usw.; sowie von der Sonne die Strahlen herabsteigen, vom Quell die Wasser usw. Danach enden, indem ich mich auf mich selbst zurückbesinne, wie gesagt worden ist.

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