Mittwoch, 28. März 2012

Klara von Assisi, die neue Frau

Mit der Kraft und der Zärtlichkeit des Temperamentes Klaras

53. Die Magna Charta der Ausbildung findet sich aber in Kapitel X der Regel. Klara stellt hier den göttlichen Erzieher der Seelen vor: den Geist unseres Herrn Jesus Christus. Er selber ist es, der auf heilige Weise in uns sein armes, demütiges und gekreuzigtes Leben wirkt oder prägt, bis zur dreifalligen Einheit der gegenseitigen Liebe: das Band der Vollkommenheit, gipfelnd in der Feindesliebe, der nahen und der fernen. Diese Erziehung im Geist wird in dem Maße in uns Geist und Leben im Herrn, in dem unsere eigene egoistische Liebe abgetötet wird: Stolz, eitle Ruhmsucht, Neid, Ehrabschneidung, Murren, Verleumdung, Spaltung, Entzweiung usw. (vgl. Gal, 5). Klara vertieft noch den Text der Bullierten Regel X und offenbart dadurch ihre innere und radikale Absicht, das Profil einer Schwester von hohem geistlichen und gefestigten Niveau zu entwerfen. Eine Schwester, die dem Geist des Herrn tief geeint ist und Mut hat, auch harte Schwierigkeiten des menschlichen Weges zu ertragen, die durch Wechselfälle des Lebens und durch Menschen, einschließlich Brüdern und Schwestern, hervorgerufen werden. Der Druck, starke und mutige Charaktere herauszubilden, soll aber nicht jenen Sinn für das Heute ausblenden, der dazu führt, ständig auch Schwachen und Kranken zu begegnen.
Die Aufgabe der Ausbildung wird also sein, sich und andere gleichzeitig zu Kraft und zu Zärtlichkeit zu erziehen, besonders gegenüber den Schwächeren, worin Klara sich als Meistern erweist.
Es ist grundlegend, was sie bereits im VIII. Kapitel für die kranken Schwestern bestimmte: "Was die kranken Schwestern angeht, so soll die Äbtissin streng verpflichtet sein, in eigener Person und durch die anderen Schwestern sich sorgfältig zu erkundigen nach allem, was ihre Krankheit erfordert, sowohl an guten Ratschlägen als auch an Speisen und anderen notwendigen Dingen, und es nach Möglichkeit des Ortes liebevoll und barmherzig besorgen. Denn alle sind verpflichtet, ihre kranken Schwestern so zu versorgen und zu bedienen, wie sie selbst bedient sein möchten, wenn sie von irgendeiner Krankheit befallen sind" (Regel Klara V, 12-14).
Wenn man an die Zeit des Mittelalters denkt, wo oft das tägliche Brot wegen der häufigen Hungersnöte fehlte, und Krankheiten verbreitet waren, schätzt man noch mehr die Zärtlichkeit Klaras, die in realistischer Weise auf die elementaren Bedürfnisse aufmerksam war , wie es jede Mutter für ihre kleinen Kinder täte. Wie könne dies eine Mutter im Geiste nicht noch mehr tun, wenn sie auf Maria schaut? Eine abstrakte Liebe genügt nicht, auch wenn sie übernatürlich und heroisch ist; die Liebe muß die Konkretheit haben, sich für die materiellen Notwendigkeiten der Schwestern zu interessieren. Man muß zu lieben und zu nähren verstehen.

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