48. Die Jubiläumsfeier Klaras kann nur den Zweck haben, vor der Kirche und der Welt von heute das Bild Klaras lebendig zu erhalten als ein Vorbild zum Beispiel und Spiegel der Werte, die auf den Höchsten zurückgehen, und nach denen der Mensch Bedürfnis und Sehnsucht spürt.
Natürlich soll dieses Bild Klaras vor allem im Leben ihrer Töchter und Schwestern aufleben, die über alle Kontinente verstreut sind. Der "Weg" Klaras kann auch für unsere Zeit eine anziehende Kraft werden, wenn sich die Töchter und Schwestern froh und engagiert um ihre Aufgabe der Bekehrung und des Wandels bemühen. Es handelt sich hier um eine ständige Weiterbildung, unermüdlich bis zum letzten Tag auf dem Weg der evangelischen Vollkommenheit fortzuschreiten, gemäß dem Beispiel Klaras und den Zeichen der Zeit.
Ausbildung und Weiterbildung erfordern eine Treue zur Identität, aber in unserer Zeit. Natürlich ist die Regel dabei der Ausgangspunkt. Sie fordert: Diejenigen, welche dieses Leben annehmen wollen, sollen "genau nach unserer Lebensweise" von den ausbildenden Schwestern ausgebildet werden (Regel Klara II, 19-20). Eine Garantie des besseren Vorgehens bei der Wahl der Äbtissin - die Erstverantwortliche der Ausbildung - scheint in der Gemeinschaft mit den Brüdern zu liegen: "Bei der Wahl der Äbtissin sollen sie rechtzeitig sorgen, daß der General- oder Provinzialminister des Ordens der Minderen Brüder anwesend sei, der sie bei der Wahl durch das Wort Gottes anleite zur völligen Eintracht und zum gemeinsamen Wohl" (Testament Klara IV,I-3).
Das Wort Gottes als Instrument der Ausbildung lag Klara sehr am Herzen. Dies zeigt auch ihre Sorge, gut ausgebildete und fähige Prediger zu haben. Klara "verkostete" wahrhaft das Wort Gottes. Bezeichnend ist die Erzählung, daß Klara einmal bei der Predigt von Philipp Longo, einem guten Kenner der Hl. Schrift, der Herr Jesus Christus in der Gestalt "eines anmutigen Knaben" erschien. Dies deutet an, daß das gut gehörte und angeeignete Wort Gottes in uns den Herrn gleichsam neu entstehen läßt unter dem Handeln des Heiligen Geistes (Heiligsprechungsprozeß X, 8). Es scheint sogar, daß Klara einen "Hungerstreik" androhte, als ihr die Prediger genommen wurden (Legende Klara, 37).
49. Eingedenk dessen, daß der Maternalismus der Feind einer ernsten Ausbildung ist, fordert Klara, die zwar überzeugt ist von der unersetzlichen Rolle der Äbtissin, doch stark die Mitverantwortlichkeit aller Schwestern, auch, um die Reifung der einzelnen Person zu begünstigen. Übrigens hatte sie selber immer das Beispiel eines Geistes des Dienstes gegeben, der auf die Demut und Mutterschaft der seligen Jungfrau Maria zurückging. Die Sorge Klaras scheint um eine wahrhaft schwesterliche Gemeinschaft zu gehen, offen und verständnisvoll gegen jene Fälle psychischer und geistlicher Schwäche, die auch in jener Ursprungsgemeinschaft nicht völlig fehlten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen