Freitag, 23. März 2012
Klara von Assisi, die neue Frau
"Wir sind der Spiegel"
44. Der Bezug auf das Testament und auf den Druck, der von Papst Gregor IX. ausging, ist leicht erkennbar. Klara zielt entschieden auf den armen Christus in Person, dem Agnes Braut sein möchte. Sie beschreibt seine schmerzhafte Schönheit im Augenblick der Passion (vgl. Jes 53, 2-4). Leidet sie mit ihm, wird sie auch die himmlische Herrlichkeit erlangen:
"Sieh, daß er um Deinetwillen verachtenswert geworden ist, und folge ihm nach, werde Du selber verachtenswert um seinetwillen in dieser Welt. Deinen Bräutigam, schöner als Menschenkinder, um Deines Heiles willen der Niedrigste der Menschen geworden, verachtet, zerschlagen und am ganzen Körper vielfältig gegeißelt, sogar in Kreuzesnöten gestorben, ihn, vieledle Königin, schaue an, betrachte, beschaue und begehre nachzuahmen. Wenn Du mit ihm leidest, wirst Du mit ihm herrschen, wenn Du mit ihm Mitleid empfindest, wirst Du mit ihm frohlocken, wenn Du mit ihm am Kreuz der Trübsal stirbst, wirst Du in der Herrlichkeit der Heiligen die himmlischen Wohnungen besitzen und Dein Name wird im Buch des Lebens aufgeschrieben werden, damit er glorreich unter den Menschen wird" (2. Brief an Agnes, 19-22).
45. Eine ähnliche Beschwörung zur Treue finden wir an einigen Stellen des Briefes an Ermentrudis von Brügge: "Liebste, sei dem treu, dem Du Dein Versprechen gegeben hast; von ihm nämlich wirst Du mit dem Lorbeerkranz des Lebens gekrönt werden ... Widrige Leiden ertrage gerne und günstige Dinge mögen Dich nicht überheblich machen. Diese nämlich fordern dringend den Glauben und jene vertreiben ihn. Was Du Gott gelobt hast, gib treulich zurück, und er selbst wird Dir vergelten. Liebste, blick auf zum Himmel, der uns einlädt, und nimm das Kreuz und folge Christus, der uns vorangeht ... Betrachte doch ja beständig die Geheimnisse des Kreuzes und die Ängste der Mutter, da sie unter dem Kreuze stand. Bete und wache allezeit! Vollende leidenschaftlich das Werk, das Du wohl begonnen. Versieh in heiliger Armut und in echter Demut den Dienst, den Du aufgenommen hast. Fürchte Dich nicht, meine Tochter, der in all seinen Worten getreue Gott wird über Dich und über Deine Töchter seinen Segen ausgießen ... Wenn wir nämlich so, eine der anderen, die Last der Liebe tragen, werden wir leicht das Gesetz Christi erfüllen" (Brief an Ermentrudis, 4-17).
Der deutliche Wille Klaras, Gott, Christus, der Kirche, Franziskus, den Schwestern, der Menschheit radikal treu zu bleiben, tritt noch entschiedener in ihrem Testament hervor , schon in der Einleitung: "... Je vollkommener und größer unsere Berufung ist, desto mehr schulden wir ihr das Höchste" (Testament Klara, 3).
Zitieren wir die bezeichnendsten Abschnitte: "Mit welcher Sorgfalt also, mit welchem Eifer des Geistes und Körpers müssen wir die Gebote Gottes und unseres Vaters beobachten, auf daß wir mit der Hilfe Gottes ihm das Talent vervielfältigt zurückgeben! Der Herr selbst nämlich hat uns nicht allein den anderen Menschen als ein Vorbild zum Beispiel und Spiegel aufgestellt, sondern auch unseren Schwestern, die der Herr zu unserer Berufung rufen wird, auf daß sie gleichfalls denen, die in der Welt leben, Spiegel und Beispiel seien. Da uns also der Herr zu so Großem berufen hat, daß diejenigen in uns sich spiegeln können, die anderen zum Spiegel und Beispiel gegeben wurden, so sind wir sehr gehalten, Gott zu preisen und zu loben und uns noch mehr zu stärken, um im Herrn Gutes zu tun" (Testament, 18-22).
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