Mittwoch, 7. März 2012

Exertitien 2. Woche Tag 4

Diese Woche soll es darum gehen, die verschiedenen Regeln zu betrachten und Gott, unseren Herrn um Erkenntnis zu bitten und mir dazu passende Situationen ins Gedächtnis zu bringen. Abends dann die Reflexion, das Gespräch und die Notizen, wie gehabt. Auch weiterhin die tägliche Erforschung.


12. Der Feind verhält sich wie eine Frau. Er wird durch Kraft schwach - und stark bei Nachgiebigkeit. Denn so, wie es der Frau eigen ist, wann sie mit irgendeinem Mann streitet, den Mut zu verlieren und die Flucht zu ergreifen, wann ihr der Mann die harte Stirn zeigt; und umgekehrt, wann der Mann zu fliehen beginnt und den Mut verliert, die Wut, Rachsucht und Wildheit der Frau sehr gesteigert und so ohne Maß ist; auf die gleiche Weise ist es dem Feind eigen, schwach zu werden und den Mut zu verlieren, so dass seine Versuchungen fliehen, wenn derjenige, der sich in den geistlichen Dingen übt, gegen die Versuchungen des Feindes die harte Stirn zeigt und das diametrale Gegenteil tut; und umgekehrt, wenn derjenige, der sich übt beginnt Furcht zu haben und im Ertragen der Versuchungen den Mut zu verlieren, gibt es auf dem Angesicht der Erde keine so wilde Bestie, wie den Feind der menschlichen Natur bei der Verfolgung seiner verworfenen Absicht mit so gesteigerter Bosheit.
 

13. Ebenso verhält er sich wie ein falscher Liebhaber. Er will verborgen sein und nicht entdeckt werden. Denn so wie der falsche Mensch, der zu bösem Ziel redet und der Tochter eines guten Vaters oder der Frau eines guten Gatten Anträge macht, will, dass seine Worte und Überredungskünste geheim bleiben, und ihm das Gegenteil sehr missfällt, wenn die Tochter ihrem Vater oder die Frau ihrem Gatten seine falschen Worte und seine verdorbenen Absicht entdeckt, weil er leicht erfasst, dass er mit dem begonnenen Unternehmen nicht zu Ende kommen kann; auf die gleiche Weise will und wünscht sich der Feind der menschlichen Natur, wenn er der gerechten Seele seine Listen und Überredungskünste zuwendet, dass sie im Geheimen aufgenommen und festgehalten werden. Doch wenn sie sie ihrem guten Beichtvater entdeckt oder einer anderen geistlichen Person, die seine Täuschungen und Bosheiten kennt, so grämt ihn das sehr. Denn er erfasst, dass er mit seiner begonnenen Bosheit nicht zu Ende kommen kann, weil seine offenbaren Täuschungen aufgedeckt worden sind.

14. Ebenso verhält er sich wie ein Anführer, um zu siegen und zu rauben, was er wünscht. Denn wie ein Hauptmann oder Anführer des Feldlagers in Stellung geht und die Kräfte oder die Verfassung einer Burg anschaut und sie auf der schwächsten Seite angreift, so zieht auf die gleiche Weise der Feind der menschlichen Natur umher und schaut ringsrum alle unsere theologischen, kardinalen und sittlichen Tugenden an. Und wo er uns am schwächsten und am meisten in Not für unser ewiges Heil findet, dort greift er uns an und bemüht sich, uns zu nehmen.

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