Donnerstag, 29. März 2012

Klara von Assisi, die neue Frau

Mit der Weisheit des Herzens

54. Jede Ausbildung zielt vor allem auf die Herzensbildung, d.h. der Person in ihrer Tiefe, wo der Mensch aus Geist und Leben des Herrn den Sinn und die Kraft der Liebe, des Gebetes, des Gehorsams, der Armut, der Buße, der Keuschheit usw. schöpft. So wird man die Gefahr vermeiden, daß die Observanz mehr Frucht der Furcht als der Liebe sei, d.h. ein menschlicher und, alles in allem, egoistischer Respekt statt einer schenkenden und reinen Liebe, die aus einem ungeteilten Herzen hervorquillt.

Das Geheimnis der Klausur
55. Das "ungeteilte Herz" hat sein Umfeld der Entstehung und des Wachslums in der Gnade der Klausur. Klara hatte sich für immer in der Einsamkeit, in der stillen, armen und büßenden Abgeschiedenheit eingeschlossen, um im eigenen Herzen ihre bräutliche Liebe zu Christus leben zu können und ihr treu zu bleiben. Hier trägt sie wie Maria mütterlich in ihrem Herzen die ganze Kirche. Sie war klausuriert, insofern es notwendig war, um besser, intensiver und näher "dem Herrn zu leben". Klaras Klausur stellt jenen mystischen Ort vor Augen, von dem sie in dem schon zitieren Brief an Agnes spricht (3.Brief, 18 f). So besehen vermeidet die Klausur, die klar in marianischem Sinn personalisiert ist, die Gefahr, unter der Verfälschung der Wirklichkeit und der Intention Klaras etwas Beschranktes, Starres und rein Materielles darzustellen. Dies hätte zur Folge, daß die Klausur zwar dem Buchstaben nach besteht, doch Herzen einschlösse, die in viele kleine und große Leidenschaften geteilt sind. Das wahre Leben des Gebetes und der Hingabe, ja sogar die Einheil der gegenseitigen Liebe würde sich erschöpfen. Der Leib bliebe zwar in der Klausur , diese buchstäblich erfüllend, aber das Herz schweifte außerhalb umher.

Keine Kommentare: