Donnerstag, 22. März 2012

Klara von Assisi, die neue Frau

"Befolge den Rat des Generalministers"

43. Die Ermahnungen der Regel, "die Einheit der gegenseitigen Liebe und des Friedens zu bewahren" (IV, 22), sind dringend: "Immer aber sollen sie besorgt sein, einander die Einigkeit der gegenseitigen Liebe zu bewahren, die das Band der Vollkommenheit ist" (X, 8). Klara weiß, wie Franziskus, daß die Uneinigkeit der Sieg des Fleisches über den Geist ist, in ihren Früchten des Stolzes, der eitlen Ruhmsucht, des Neides, des Murrens, der Verleumdung und der Ehrabschneidung. Diese "geistigen" Laster kommen aus dem "Herzen" des fleischlichen Menschen.
Der zweite Brief an Agnes ist ein anderes Dokument der Treue Klaras. Er wurde geschrieben, um die große Freundin in ihrem Kampf zur Verteidigung der Armut zu unterstützen, welche die gleichen höheren kirchlichen Autoritäten für ein unvernünftiges und unmögliches Vorhaben hielten. Dieser Brief verdient es, mit Aufmerksamkeit gelesen zu werden.
"Dank sage ich dem Spender der Gnade, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk, wie wir glauben, ausgeht, weil er Dich mit solchem Tugendglanz geschmückt und mit Zeichen so großer Vollkommenheit verherrlicht hat, daß Du verdienst, des vollkommenen Vaters eifrige und vollkommene Nachahmerin zu werden, auf daß sein Auge in Dir nichts Unvollkommenes sehe. Dies ist jene Vollkommenheit, durch die der König selbst sich Dir im himmlischen Brautgemach zugesellen wird, wo er glorreich auf einem Sternenthrone sitzt, weil Du die Höhe irdischer Königswürde gering geachtet und das Anerbieten kaiserlicher Ehre als zu wenig gewürdigt hast, aus Liebe zur heiligsten Armut. Im Geist tiefer Demut und glühendster
Liebe folgst Du mit absoluter Treue den Fußspuren desjenigen, dem angetraut zu werden Du verdient hast ...
Weil aber nur eines notwendig ist, so beteuere ich dies eine und mahne Dich durch die Liebe dessen, dem Du Dich als heiliges und wohlgefälliges Opfer dargebracht hast, daß Du, eingedenk Deines Vorsatzes, wie eine zweite Rachel stets das als Deinen Grundsatz im Auge hast: was Du erreicht hast, das halte fest; was Du tust, tue es gut; lasse nicht ab, sondern eile in schnellem Lauf, mit leichtem Schritt, sicheren Fußes, daß nicht einmal der Staub Dich vom Voranschreiten abhalte, schreite zuversichtlich und froh auf dem Pfad der Seligkeit, der Dir zugesagt ist. Glaube keinem und lasse Dich von keinem verleiten, der Dich von diesem Vorsatz abzubringen versucht oder Dir Hindernisse in diesen Weg legt, um Dich daran zu hindern, dem Allerhöchsten Deine Gelübde mit jener Vollkommenheit entrichten zu können, zu der der Geist des Herrn Dich berief.
Damit Du aber den Weg der Gebote des Herrn um so sicherer wandelst, befolge die Ratschläge unseres ehrwürdigen Vaters, unseres Bruders Elias, des Generalministers. Seine Ratschläge ziehe denen irgendeines Anderen vor und halte sie für kostbarer als jegliches Geschenk. Wenn Dir aber jemand etwas anderes sagt oder einflüstert, was den Weg der Vollkommenheit hindert; den Du eingeschlagen hast, oder was Dir der göttlichen Berufung entgegen scheint, so folge dennoch seinem Rat nicht, auch wenn er Dir verehrungswürdig wäre, sondern umfange, arme Jungfrau, den armen Christus" (V. 3- 7, 10-18).

Keine Kommentare: