Samstag, 17. März 2012

Klara von Assisi, die neue Frau


31. Besondere Beachtung verdient das Privileg der Armut, das Klara schon 1216 von Innozenz III. erbeten hatte. Der Text bietet eine Synthese der gesamten franziskanisch-klarissanischen Spiritualität, bis heute unüberboten. Wir verdanken den Text Klara selbst. Hier wird Bezug genommen auf die Synoptiker, auf Paulus und Johannes, hier lebt die bräutliche Atmosphäre des Hohenliedes auf. "Wie es offenbar ist, habt ihr in dem Begehren, euch dem Herrn allein zu weihen, dem Verlangen nach zeitlichen Dingen entsagt; darum habt ihr alles verkauft, an die Armen verteilt (vgl. Lk 18, 22) und euch vorgenommen, in keiner Weise irgendeinen Besitz zu haben und in allen Dingen euch an die Fußspuren desjenigen zu heften (vgl. 1 Petr 2, 21), der für uns arm geworden ist (vgl. 2 Kor 8,9), er, der Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl. Joh 14,6). Von einem derartigen Vorhaben aber schreckt euch nicht der Mangel an Besitz ab; denn die Linke des himmlischen Bräutigams ist unter eurem Haupte, um, was schwach ist an eurem Körper, den ihr dem Gesetze des Geistes mit geordneter Liebe unterworfen habt (Hld 2,6; 8,3), zu stützen. Sicherlich wird der, der die Vögel des Himmels nährt und die Lilien des Feldes kleidet, es nicht an Nahrung und Kleidung fehlen lassen, bis er selbst umhergehend auch bedient in Ewigkeit (vgl. Mt 6, 26-28; Lk 12, 37), wenn nämlich seine Rechte glückseliger euch umarmt in der Fülle der Schau. Wie ihr also gebeten habt, so bekräftigen Wir euer Vorhaben allerhöchster Armut mit apostolischer Gunst, indem Wir euch durch die Autorität gegenwärtigen Schreibens zugestehen, daß ihr von niemand gezwungen werden könnt, Besitzungen anzunehmen. Wenn aber eine Frau ein derartiges Vorhaben nicht beobachten will oder kann, so soll sie keine Stätte bei euch haben, sondern an einen anderen Ort versetzt werden" (Privileg der Armut, 2-8).


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