Sorge um die menschliche Schwäche
42. In den Schriften Klaras bemerkt man eine stete Sorge um die menschliche Schwäche, innerhalb und außerhalb der Mauem von San Damiano. Das Leben der Schwestern und der Brüder selbst war tatsächlich hart, auch wenn es frei gewählt und mit Freude gelebt wurde. Man versteht, wie die Versuchung, um Milderung und Dispens zu ersuchen, sich einschleichen konnte, besonders von seiten der Brüder. Die Päpste selbst wollten diese höchste Armut mildern. Daher rührt der aktive und passive Widerstand Klaras bis zum Totenbett, ihr Bestehen auf dem "nicht Abweichen", auf das "Stehen zum Versprechen", ihr unermüdlicher Kampf, um das Privileg der Armut zu erhalten und es dann zu verteidigen. Ihr persönlicher Erfolg in diesem Willen der Treue zu einer extrem harten Sache tritt um so mehr hervor, wenn man bedenkt, daß nach ihrem Tod diese "ihre" Regel aufgegeben wurde, und nicht nur von denjenigen, die ihr die von Urban IV. vorzogen, sondern auch von jenen Armen Schwestern, die ihr formal folgen wollten. In Klara besiegte das sogenannte schwache Geschlecht das starke. Sie erwies sich tatsächlich als die starke Frau, die verdient, mit Maria unter dem Kreuz verglichen zu werden, wie es im Prozeß geschieht. Gleichsam um die besondere Sorge Klaras um die Treue auszugleichen, findet man in ihren Schriften die ausgeprägte Bestätigung des Vorrangs der heiligen Einheit in der gegenseitigen Liebe. Klara weiß wohl, daß ohne diese Einheit die Armut selbst unmöglich wird - dies erweist eine jahrhundertelange Geschichte von Spaltungen; nicht selten haben sogar Gründungen neuer Klöster ihren Ursprung mehr in der Uneinigkeit als in der schöpferischen Kraft. Wir dürfen nicht den starken Hinweis des Privilegs der Armut von Innozenz III. von 1216 vergessen: "Wenn aber eine Frau ein derartiges Vorhaben nicht beobachten will oder kann, so soll sie keine Stätte bei euch haben ...". Besorgt ist der Schluß mit dem Friedensgruß: "Euch allen aber und denen, welche an eben derselben Stätte die Liebe Christi bewahren, sei der Friede unseres Herrn Jesus Christus ..."
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