Montag, 19. März 2012
Klara von Assisi, die neue Frau
39. Eine Bestätigung der Liebe, mit der Franziskus Klara und den Schwestern verbunden ist, wird im "Hört, kleine Arme" gegeben, ein "gesungenes" Testament, das Franziskus den Schwestern vor seinem Tod überlassen hat.
"In jenen Tagen und an demselben Ort sprach Franziskus, nachdem er das Lob des Herrn für seine Geschöpfe gesungen hatte, auch heilige Worte mit einer Melodie, zum großen Trost der Armen Frauen des Klosters San Damiano, vor allem, weil er wußte, wie sehr sie über seine Krankheit betrübt waren. Und da er sie wegen der Krankheit nicht selber besuchen und trösten konnte, wollte er, daß seine Gefährten den Klausurierten diesen Gesang brächten und vorsängen. In ihm wollte Franziskus den Schwestern jetzt und für immer sein Ideal aufzeigen; sie sollten ein Herz in der Liebe und im schwesterlichen Zusammenleben sein. Als nämlich die Brüder noch wenige waren, hatten sie sich zu Christus bekehrt, nach dem Vorbild und den Ratschlägen von ihm, Franziskus. Ihre Bekehrung und ihr heiliges Leben ist doch Ehre und Auferbauung nicht nur des Ordens der Brüder, dessen kleine Pflanze sie sind, sondern auch der ganzen Kirche Gottes.
Und da er wußte, daß sie von den Anfängen an ein hartes Leben geführt hatten, sei es durch freie Wahl oder durch Notwendigkeit, brachte er ihnen stets Mitgefühl und Liebe entgegen. So bat er sie denn in jenem Lied, sie möchten, seit sie der Herr von vielen Gegenden in der heiligen Liebe, der heiligen Armut und dem heiligen Gehorsam vereinigt habe, in diesen Tugenden weiterhin leben und sterben.
Besonders empfahl er, daß sie die Almosen, die ihnen der Herr zukommen ließ, mit weiser Unterscheidung, mit Freude und Dankbarkeit für die Notwendigkeiten des Leibes verwendeten, daß die gesunden Schwestern in den Mühen der Krankenpflege, sowie die Kranken in ihren Krankheiten und Gebrechen Geduld hätten" (Legenda Perugina, 45).
40. In diesem Text, der von soviel Zärtlichkeit geprägt ist, ist mehr als ein Echo dessen enthalten, was Franziskus auch seinen Brüdern gesagt hatte, die ihm in seiner Krankheit dienten: "Meine lieben Brüder und Söhne, habet nicht Überdruß und Mühsal mit meiner Pflege in dieser Krankheit. Der Herr wird euch in dieser Welt und in der anderen die Frucht der Mühen zurückerstatten, die ihr für mich, seinen Diener, gehabt habt. Er wird euch auch dafür vergelten, was euch anficht, in meiner Pflege nachlässig zu sein. Ihr werdet für den Dienst, den ihr mir erweist, sogar eine größere Vergeltung erhalten als die jener erhält, der für das Gut des ganzen Ordens verantwortlich ist. Sagt mir: Wir haben Ausgaben für dich; aber an deiner Stelle wird Gott unser Schuldner sein. So sprach der heilige Vater , um die Mattigkeit und Schwäche des Geistes der Gefährten zu vertreiben und sie zu ermutigen, damit sie nicht, versucht durch die Müdigkeit, sagten: 'Wir kommen gar nicht mehr zum Gebet und können diese Mühe nicht mehr ertragen!' Sie sollten nicht, von Niedergeschlagenheit und Überdruß erfaßt, das Verdienst dieser Mühe verlieren" (Legenda Perugina,47).
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