Die Zeugnisse der Jugend
10. Die Schwester Klaras, Beatrice, bezeugt, daß ihre Schwester seit ihrer Jugend jungfräulich lebte, den guten Werken hingegeben war und sich bei allen guten Rufes erfreute (Prozeß XII, 1). Von Franziskus aufgerufen, verließ sie alles, verkaufte ihren und einen Teil von Beatrices Eigentum und gab es den Armen (Prozeß XII, 3).
Schwester Pacificia, eine enge Freundin Klaras seit ihrer Jugend, in San Damiano als erste Gefährtin mit Agnes eingetreten, bestätigt, was Beatrice sagte und fügt an, "daß sie ihr fast den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht diente" (Prozeß I,3). Sie sagt auch aus, daß die Eltern beide Adlige waren und führt ausdrücklich die Mutter als ein Vorbild der Frömmigkeit und Liebe zu den Armen an. Sie fügt hinzu, daß sie ins Heilige Land pilgerte, nach Rom und auf den Monte Gargano (Prozeß I, 4). Sie beobachtete außerdem, daß sie bei ihren Besuchen im Hause Klaras nie den Vater "Ritter" antraf. Das bestätigt seine häufige Abwesenheit.
Bona, die leibliche Schwester von Pacifica und treue Gefährtin Klaras bei ihren heimlichen Gesprächen mit Franziskus vor dem Beginn des Ordenslebens, folgt gleich darauf. Sie hatte im Vaterhaus Klaras gelebt und oft mit ihr gesprochen. So kann sie aussagen: Klara "sandte ihre Speisen an die Armen und diese Zeugin bezeugt, daß sie diese Speisen oft trug" (Prozeß XVII, I). "Oft ging sie mit ihr zu Gesprächen mit Franziskus; sie ging heimlich, um nicht von den Verwandten gesehen zu werden" (Prozeß XVII, 3). "Sie sagte, daß Klara in dieser Zeit, als sie ihr Ordensleben begann, eine besonnene Jugendliche war, etwa achtzehn Jahre alt; sie lebte immer zu Hause. Sie war verschleiert, da sie nicht von denen gesehen werden wollte, die an ihrem Hause vorbeigingen. Sie war sehr gütig und übte an Anderen gute Werke" (Prozeß XVII, 4). Schließlich erinnert sie sich, daß Klara, als sie noch in der Welt war, ihr "eine gewisse Geldsumme gab und ihr auftrug, es zu denen zu bringen, die an der Marienkirche zu Portiunkula arbeiteten, damit sie sich Fleisch kaufen könnten " (Prozeß XVII, 7). Vielleicht handelt es sich hier um die erste Tat der Sympathie und Zuneigung Klaras für den jungen Poverello und seine Gefährten.
11. Wir wollen auch das Zeugnis von zwei Zeugen zitieren, Nachbarn und Freunde des Vaters und der Familie Klaras. Der erste, Ranieri de Bemardo, sagt ausdrücklich, daß Klara "schön von Angesicht" war (Prozeß XVIII, 2) und daß sie nie einem Heiratsantrag zustimmen wollte, weder von Verwandten noch von Anderen, vielmehr tat sie alles, um als erste Frau Franziskus nachfolgen zu können (Prozeß XVIII, 2-4). Der zweite, Peter von Damiano, bestätigt, was Ranieri sagte; beide unterstreichen den unerschütterlichen Willen Klaras, sich dem Herrn in Jungfräulichkeit und Armut zu weihen (Prozeß XIX, 2).
Schließlich ist das Zeugnis von Johannes Ventura wichtig, der zur Zeit ihrer Jugend im Haus Klaras als Famulus, d.h. als Bediensteter, lebte, also als ein sehr naher und direkter Zeuge. Er spricht mit verständlichem Stolz vom Adel der Familie, der er diente, und vom prunkvollen Lebensstil, den man dort führte, und berichtet dann, auf welche Weise Klara als Gottgeweihte lebte (Prozeß XX, 1-3), in einer Umgebung eines solchen Niveaus: "Die Speisen, die ihr, wie in einem großen Hause üblich, zu essen gegeben wurden, behielt sie bei sich, verbarg sie und sandte sie dann den Armen" (Prozeß XX, 3). Er fügt eine Einzelheit an, die im Prozeß ziemlich einzigartig dasteht: " Als sie noch im Vaterhaus war , trug sie ein weißes rauhes Gewand unter ihren anderen Kleidern" (Prozeß XX, 4): Dies war das Gewand der Bediensteten zu Hause und der armen Leute im allgemeinen. Sie zeigte damit ihre Absicht, als arme "Famula", als niedere Magd zu leben, obgleich sie die Tochter reichen Adels war. Der gleiche Zeuge liefert eine andere bedeutungsvolle Nachricht: "Er sagte auch, daß sie fastete und betete und andere fromme Werke tat, wie er sah; und daß er glaubte, sie sei von Anfang an vom Heiligen Geist dazu angeregt worden" (Prozeß XX, 5).
Das ist der Abschluß des Zeugnisses: "Dann ging sie nach San Damiano; dort wurde sie Mutter und Meisterin des Ordens von San Damiano; und dort gebar sie viele Söhne und Töchter unseres Herrn Jesus Christus, wie man heute sieht" (Prozeß XX, 7).
Es erstaunt nicht, daß eine solche junge Edelfrau, die als Büßerin lebt, eine Gottgeweihte in der Welt, erkannt als das, was sie in der Tiefe und in Wahrheit war - eine "neue" Frau -, bald Franziskus begegnete. Sie erkannte in ihm fürwahr den "neuen" Mann, inspiriert von Gott, den Spielmann des Herrn, der leidenschaftlich die Seligkeit und Schönheit der göttlichen bräutlichen Liebe besingt, menschgeworden in der Person Christi, des Bräutigams, "für uns Weg geworden". Klara selbst beschrieb ihn so in ihrem Testament. Sie erzählt, wie sie sich zur evangelischen Buße bekehrte, angezogen von Franziskus, den liebenden Nachahmer Christi.
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